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Breinermörker Schöfel und Rodeln

Der Westoverledinger Bürgermeister Helmut Collmann auf einer Testfahrt (1986-1990).


Meister Schmidt protestiert

Meister Schmidt reagierte darauf im Dezember 1826 mit einem Protest im Amtsblatt für die Provinz Ostfriesland, in dem übrigens in den folgenden dreißig Jahren diese Thematik immer wieder auftauchte.

Es ist mir bekannt geworden, daß in eingen Eisenladen in dieser Provinz Schlittschuhe unter meinem Namen, als wären sie von mir verfertigt, für Breinermoorer verkauft werden. Da einige auch mit meinem Merkzeichen "K.H.S." gemerkt sind; so mache ich einem geehrten Publikum hierdurch bekannt, daß in Breinermoor sonst keine Schlittschuhe verfertigt werden, als von mir. Die von mir verfertigten Schlittschuhe sind nur zu haben: zu Breinermoor bei mir selbst; zu Aurich bei dem Herrn Commerz-Commissair J. Reimers; zu Emden bei dem Herrn L. v. Ameren; zu Neermoor bei dem Herrn Hessenius; und zu Norden bei dem Herrn H. Krämer." Breinermoor, den 23. Dezember 1826
Koert H. Schmidt
Koert Harms Schmidt hatte vier Kinder (zwei Mädchen und zwei Jungen). Der älteste Sohn Harm Koerts Schmidt lernte ebenfalls das Schmiedehandwerk und sollte ursprünglich in die Fußstapfen seines Vaters treten. Aber es kam alles anders: Nachdem Koert Harms Schmidt im Jahre 1856 verstarb, folgte ihm schon bald sein Sohn (1860) in den Tod. Die übrigen Kinder verpachteten als Erben die Schmiede an den Schmiedemeister Gerhard Focken, der bereits etliche Jahre als "rechte Hand" in der Schmiede beim alten Schmidt gedient hatte. Von den Erben bekam er zudem alle Gerätschaften und den beliebten "Original-Stempel", nur das Inventar musste er kaufen. Die Kinder wollten das Erbteil nicht verkaufen. Die Schmiede und die damit verbundene Schlittschuhfabrik sollten weitergeführt werden; und so wohnte Gerhard Focken dort etwa 30 Jahre zur Miete.

Zwei Schmiedemeiste mit "echten Breinermoorer Schlittschuhen"

Nachdem allerdings auch die Kinder mit der Zeit verstorben waren, gab es außer einer Enkelin keine weiteren Erben. Und als auch sie verstarb wurde die Schmiede von seinem Nachbarn Reinhard Diedrich Krämer gekauft. Diese wurde aber später abgerissen und im Jahre 1896/97 baute er dann gegenüber seinem Vaterhaus "dem Upstalsboom" (Gasthof, Bäckerei und Kolonialwaren) ein neue Haus mit einer moderneren Schmiede wieder auf, wo er weiterhin im Winter die bekannten Schlittschuhe mit seinen Gesellen und Lehrjungen herstellte. Diese wurden nunmehr als echte Breinermoorer unter dem Zeichen "Breinermoorer mit Stern" in den Handel gebracht, dabei wurde der Namenzug "Breinermoor" und ein Stern im vorderen Stahl eingeschlagen.

Das Logo der Breinermoorer Schlittschuhe

Gerhard Focken, der nach Potshausen verzogen war und hier eine neue Schmiede betrieb, sowie sein Sohn Ludwig Engelhard Focken, der das Geschäft seines Vaters übernahm, fertigten ebenfalls weiterhin Schöfels und brachten auch diese unter dem Namen "echte Breinermoorer" mit dem Zeichen "KHS" in den Handel.

Der Rechtsstreit

Als nun der Schmiedemeister Ludwig Engelhard Focken in der "Rhein-Main-Zeitung" vom 28.01.1914 und im "Leeraner Anzeigeblatt" vom 24.01.1914 seine Schöfels als die "alten, echten, preisgekrönten Breinermoorer Schlittschuhe" anpries, "die allein nur dann echt seien, wenn sie mit dem Kautschuckstempel G. Focken Sohn K.H.S. Nachflg. Potshausen früher Breinermoor versehen sind" lief Reinhard D. Krämer die Galle über. Es kam zu einem Rechtsstreit wegen unlauteren Wettbewerbs.

"Im Namen des Königs"

... wurde vom königlich preußischen Amtsgericht in Aurich am 20.10.1914 für Recht erkannt, dass dem Schmiedemeister Ludwig Engelhard Focken untersagt werden muss, die von ihm hergestellten, unter dem Namen "Breinermoorer" in den Handel gebrachten Schlittschuhe als die "alten echten" mit dem Zeichen K.H.S. zu bezeichnen. Auch in der Berufung unterlag Focken am 07.06.04. 1915. Bis zum Jahre 1916 wurden somit echte Breinermoorer sowohl in Potshausen als auch in Breinermoor hergestellt. In diesem Jahr geschah in Potshausen allerdings ein Unglück. Das Nachbarhaus der Fockenschen Schmiede wurde durch Kinderhand in Brand gesetzt und das Feuer griff auch auf die Schmiede und Wohnhaus Fockens über. Alles Inventar und auch der KHS-Stempel wurden ein Opfer des Feuers. Ludwig Focken verzog in eine Bremer Ortschaft und begann dort eine Tätigkeit als Landwirt.

Die beiden letzten Schmiedemeister in Breinermoor

Reinhard Diedrich Krämer übernahm die ursprüngliche Schmiede in Breinermoor. Von 1881 bis 1885 hatte er bei Johann D. Brunsema in der Schmiede in Raudermoor am Deich (gegenüber der Mühle) das Handwerk erlernt. Nach einem Wanderjahr wurde er dann Geselle beim Schmied Veenekamp in Esklum, wo er auch seine erste Frau kennenlernte. Nach dem bereits erwähnten Kauf der Schmiede wurden in der Winterzeit die bekannten Schlittschuhe mit dreimal raffinierten Elefantenstahl hergestellt, den man gut schweißen konnte. Zwischen 1925 und 1930 gab es die sogenannten Sternschöfels. Der Stern bedeutete, dass die Lempen selbst gestählert worden waren. Ab etwa 1930 lieferte dann die Industrie sogenannte Schlittschuheisen aus fertig verstählertem zweidrittel SM 37 (Siemens-Martin-Flussstahl mit 37er Festigkeit) und einem Drittel härtbaren Stahl mit ca. 60er Festigkeit. Der letzte der Schmiedemeister-Riege, die die Breinermoorer Schöfels herstellten, war der Sohn von Reinhard D. Krämer: Bernhard Krämer, der das Handwerk von seinem Vater erlernte. Bis 1973 wurde sie hergestellt und verkauft. Vielen Leute in Breinermoor und Umgebung haben ihn noch gekannt und seine Handwerkskunst geschätzt.

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