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Die Chronik von Breinermoor

Auch Storche lassen sich immer wieder gern auf Breinermoorer Wiesen nieder (Aufnahme August 2016 von Nicole Natusch)


Jungstein- und Römerzeit

Im Raum Schatteburg-Backemoor-Breinermoor-Idehörn einige Steinbeile aus der Jungsteinzeit (2.500 bis 1.800 vor Chr.) gefunden; weiter blieben erhalten eine Scherbe aus der römischen Kaiserzeit (0 bis 400 nach Chr.) und etliche Kugeltopfscherben der mittelalterlichen Besiedlung. Danach dürfte also der Raum mindestens seit 4.000 bis 5.000 Jahren kontinuierlich besiedelt worden sein, wahrscheinlich von derselben Bevölkerung.

Breinermoor im frühen Mittelalter

Über Breinermoor fehlen leider fast völlig Nachrichten aus dem Mittelalter. Es muss allerdings schon sehr früh eine Kirche besessen haben. Fest steht, dass die damaligen Kirchenglocke im Jahre 1362 gegossen wurde. Um 1799 beschloss die Gemeinde, ihre alte Glocke umgießen zu lassen, wobei das Datum 1362 erstmalig erwähnt wurde. Aus einem Bild auf dem Mantel der alten Glocke ging hervor, dass die Kirche „St. Sebastian“ geweiht war. In den Jahren zwischen 1518 und 1532 wird Breinermoor hingegen in Verbindung mit „Vincentius“ genannt. Danach scheint Breinermoor ebenso wie Backemoor („Laurentius“ und „Vincentius“) zwei Kirchenheilige gehabt zu haben, eben. Nach mündlicher überlieferung soll Breinermoor ursprünglich nur eine Filialgemeinde von Backemoor gewesen sein, denn der größte Teil des alten Dorfes, mit früher 14 der größten stattlichen Höfe, gehörte zur Kirchengemeinde Backemoor.

Eine selbstständige Kirchengemeinde

Ostfriesland versuchte, in besonderem Maße jede Ortschaft in eine selbstständige Kirchengemeinde zu bilden. Das war aber nur möglich, wenn genügend Land zur Verfügung gestellt wurde, um die Pfarrstelle zu finanziell abzusichern, denn jede Gemeinde musste sich selbst unterhalten. Die ursprüngliche Muttergemeinde versuchte ihrerseits dies zu verhindern, da fehlende Gemeindemitglieder finanziellen Einbußen bedeuteten. Es könnte deshalb so gewesen sein, dass ursprünglich das ganze Dorf nach Backemoor eingepfarrt war. Später haben dann ein oder mehrere begütete Einwohner die Voraussetzung zur Gründung einer eigene Pfarrstelle geschaffen. Aber nur ein Teil der Einwohnerschaft schloss sich der Neugründung an oder aber die Backemoorer Kirchengemeinde ließ es nicht zu, dass die großen Höfe und damit wesentliche Einnahmen verloren gingen. Diese Kuriosum hat sich in Teilen bis heute erhalten. Weiterhin gehören Idehörn und der nach Backemoor verlaufende Ostteil (Häuser nach der ehemaligen Schlittschuhfabrik bzw. „Schmiede und Eisenwaren Krämer“) kirchlich gesehen zu Backemoor, weltlich seit der umstrittenen Gemeindereform von 1972 zur Gemeinde Westoverledingen.
Nach einer andere Theorie sollen sich die Breinermoorer eher der Reformation geöffnet haben als die Backemoorer. Das Ostende hätte dagegen noch länger am katholischen Glauben festgehalten und sich deshalb am Backemoor angeschlossen. Später als die Reformation sich auch in Backemoor durchgesetzt hätte, sind sie nicht in die Kirchengemeinde Breinermoor zurückgekehrt, da die Kirchenlasten in Backemoor wegen des Reichtums der Gemeinde niedriger gewesen seien als in Breinermoor.


Die St.-Sebastian-und-St.-Vincenz-Kirche in Breinermoor wurde 1784 als Saalkirche gebaut.

Inwieweit eines der beiden Theorien oder mündlichen überlieferungen der Wahrheit entspricht, ist nicht feststellbar. Wahrscheinlich erhalten aber wohl beide Versionen einen wahren Kern. Erste Einwohnerzahlen um 1824 hatte das Dorf 376 Menschen (Backemoor 414 und Schatteburg 108).Zur Gemeinde gehörten zudem der größte Teil Nettelburgs (99 Einwohner) sowie Tjackleger-Fehr und Moorhusen im Westen. 93 Bewohner des östlichen Teiles von Breinermoor gehörten dabei kirchlich wie auch Idehörn weiterhin zu Backemoor. Wie groß nun die Kirchengemeinde Breinermoor war, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen, da zu den restlichen 283 Einwohnern ja noch Nettelburg gehörte, deren Bewohner aber zum Teil reformiert waren. Dafür haben aber bis 1930 viele Einwohner Folmhusens, Ihrens, Klinge usw., die lutherisch waren, zur Kirche in Breinermoor gehalten.

Idehörn und Moorhusen

Ursprünglich war das ganze Gebiet östlich von Folmhusen und südlich von Breinermoor Moor und Heideland, in das ein schmaler Geestrücken von Norden her vorstieß: Idehörn genannt. Dieses Gelände wurde als Gemeindeweide genutzt. Den ersten bekanntengewordenen Siedlungsvorstoß machte Jan Ibelings aus Breinermoor. 1761 erfahren wir über ihn:
"Jan Ibelings zu Breinermohr hat sich bei hiesiger königlicher Reutey gemeldet, um auf dem leegmohr daselbst gegen eine jährliche Recognition eines 1/2 Reichsthalers ein Häußgen bauen zu mögen".
Einige Jahre später heißt es: "Im sogenannten Idehörn, einem heydigen und morastigen Felde, zwischen Breinermohr und Backemohr, hart an deer letzten Weyde, haben Jan Ibelings, Harm Gerdes, Dirk Hinrichs und Haue Hinrichs in gewissen von anderen übernommenen Mohrkampen Häuser gebaut".
1826 zählt die Kolonie Idehörn 12 Häuser. Eine ausgesprochen arme Siedlung war Moorhusen, wie überhaupt die zur preußischen Zeit angelegten Moorkolonien im Gegensatz zu den älteren Fehnen wirtschaftlich schlecht gestellt waren und den alten Dörfern zur Last fielen. Noch im vorigen Jahrhundert lagen die Häuser Moorhusens im Winter in einer Wasserwüste, nur mit Booten oder auf Schlittschuhen zu erreichen. Im Jahre 1789 wird uns berichtet: "Mohrhusen wird, sobald im Herbst das Wasser sich sammelt und die hiesige Gegend überströmt, mit Häusern und Boden von dem Wasser schwimmend emporgehoben, in dieser Richtung während des Wasserstandes erhalten und durch das Wasser getragen. So wie dasselbe im Frühjahr nach und nach durch die Kanäle und Siele oder Seeschleusen entwässert und niedriger wird, so sinkt auch mit demselben die Colonie wieder auf ihren Muttergrund. Dadurch haben die Leute daselbst alle trockene Häuser."


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